Rahel Jaeggi, schreibt in Ihrer Einleitung zum Buch „Was ist Kritik“:
Was ist und wozu betreiben wir Kritik? Die Frage nach den Bedingungen und der Möglichkeit von Kritik stellt sich immer dort, wo Gegebenheiten analysiert, beurteilt oder als falsch abgelehnt werden. Kritik ist, so verstanden, konstitutiver Bestandteil menschlicher Praxis. Immer dann, wenn es Spielräume, Deutungs- und Entscheidungsmöglichkeiten gibt, setzt sich menschliches Handeln der Kritik aus. Wo so oder anders gehandelt werden kann, kann man auch falsch oder unangemessen handeln – und entsprechend dafür kritisiert werden. Sofern sie sich auf soziale Verhältnisse richtet, stellt Kritik gesellschaftliche Werte, Praktiken und Institutionen und die mit diesen verbundenen Welt- und Selbstdeutungen ausgehend von der Annahme infrage, dass diese nicht so sein müssen, wie sie sind.
Ich schreibe in der Hauptsache zum Thema Nachhaltiges Handeln und Nachhaltigkeit. #KritischeDispositivanalyse #Kritik #Philosophie
Praktische Philosophie als politisch-partizipative Haltung
Praktische Philosophie beschäftigt sich mit dem Handeln – mit dem guten Leben, mit Verantwortung, mit der Frage, wie wir als Menschen gemeinsam auf dieser Welt leben wollen. Sie fragt nicht nur nach Prinzipien, sondern nach konkreten Möglichkeiten:
Was heißt es, im Angesicht globaler Krisen verantwortlich zu leben?
Was bedeutet Gerechtigkeit in einer Welt struktureller Ungleichheit?
Was kann politische Teilhabe heute überhaupt sein?
Ich arbeite philosophisch über konkrete Fragen – über Demokratie, Nachhaltigkeit, Kreislaufdenken, Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Machtverhältnisse, Fürsorge. Meine Fragestellungen entstehen aus der Praxis: aus Projekten, aus politischem Engagement, aus gemeinschaftlichem Handeln. Und ich glaube an die Kraft von Argumenten – aber nicht losgelöst vom Körper, vom Gespräch, von der Beziehung.
Als Politikwissenschaftlerin mit Fokus auf politischer Theorie und Philosophie befasse ich mich seit vielen Jahren mit den Grundlagen politischen Denkens und Handelns. Ich bringe diese theoretischen Werkzeuge in meine Projektarbeit ein – und entwickle daraus Formen der Reflexion, die sowohl analytisch als auch transformativ sind.
Dabei unterscheide ich bewusst zwischen akademischer Philosophie – als disziplinärer Praxis –und einer philosophischen Haltung, die nicht an Institutionen gebunden ist, sondern aus der Welt selbst heraus spricht.
In dieser Tradition des Philosophierens außerhalb akademischer Kanäle sehe ich mich als Philosophin: fragend, argumentierend, hörend, lebend. Philosophie bedeutet für mich sowohl, über etwas zu denken, als auch, in einer bestimmten Weise zu sein.
Es geht um Inhalte – und um das Wie: Wie wir zuhören. Wie wir widersprechen. Wie wir entscheiden. Wie wir schweigen.
Meine philosophische Grundhaltung speist sich nicht allein aus westlichen Denktraditionen. Ich habe mich intensiv mit philosophischen, religiösen und spirituellen Traditionen verschiedener Kulturen beschäftigt – mit Konzepten von Weisheit, Lebensführung und Weltbeziehung aus unterschiedlichen Teilen der Welt.
Interkulturelle Philosophie ist für mich kein Exkurs, sondern konstitutiv: Sie öffnet den Blick, irritiert vermeintliche Universalien und bringt das Eigene ins Gespräch mit dem Anderen – ohne Hierarchie, ohne koloniale Geste.
Ich glaube an eine Form des Philosophierens, die Räume öffnet – jenseits instrumenteller Vernunft, jenseits von bloßer Funktionalität oder schneller Lösung.
Philosophie als Lebenshaltung ist für mich eine Praxis der Offenheit, der Präzision, der Entschiedenheit im Ungewissen.